Montag, 16. Januar 2012

26. Grußwort an "chrismon"


Referentin Ulla P. schreibt: Ich habe neulich in dem evangelischen Magazin "chrismon" eine Kolumne gelesen, darin wurden Grußworte als überflüssig und Grußwortredner als lästig beschrieben. Wir müssen oft Grußworte für den Minister entwerfen; aber wenn er damit doch nur nervt - warum ersparen wir uns das nicht?

Liebe Ulla P., ich habe die Kolumne auch gelesen und kann gut verstehen, dass Sie so etwas nicht gerade motiviert. Aber "chrismon" ist nicht die Bibel, und selbst die muss immer ausgelegt werden vor dem Hintergrund der jeweiligen Situation. Die Autorin wollte vermutlich eine Veranstaltung moderieren, ein langweiliger und langatmiger Grußwörtner wird vor ihr dran gewesen sein, ihr Kärtchen-Konzept und das Zeitbudget durcheinander gebracht haben. Nun möchte sie das Kind mit dem Bade ausschütten.

Aber ich muss den Grußwörtner als solchen in Schutz nehmen. Er zwingt sich normalerweise nicht auf, sondern wird gebeten. Kann sein, man will dem Minister, dem Bürgermeister, dem Bischof, dem Superintendenten die Ehre erweisen, kann sein, man will sich mit ihnen schmücken. Kann auch sein, man will, indem man um ein Grußwort bittet, dankbar, willfährig oder höflich sein. Aber jedes Grußwort, das Gott halten lässt, ist vom Veranstalter verursacht. Er sollte dabei rigoros Grenzen setzen - die Zahl der Grußworte möglichst  knapp über null, ihre Dauer zwischen drei und zehn Minuten.

Liebe Ulla P., wie es ankommt, hängt aber auch von uns ab, die wir die Texte entwerfen. Gut formulierte, gut dosierte (und gut vorgetragene) Grußworte - siehe auch Blog-Beitrag 12 - bereichern eine Veranstaltung und belasten sie nicht. Ein gutes Grußwort regt eine zum Abwarten gezwungene Moderatorin nicht auf, sondern an. Ein gutes Grußwort kann eine Veranstaltung sogar mit einem Vorzeichen versehen, das alles aufwertet, was danach kommt. Solche Grußworte möchten wir gern schreiben.

In diesem Sinne - frohes Schaffen!