Montag, 4. April 2011

15. Bedenke das Ende!

Wenn der römische Politiker Cato im Senat sprach, endete er stets mit demselben Satz: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam - Im Übrigen meine ich, dass Cathargo zerstört werden sollte." Das wäre so, wie wenn der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister jede Rede im Kieler Landtag mit dem Satz beschlösse: "Im Übrigen weise ich daraufhin, dass die Schuldenbremse beachtet werden muss."

Wer nicht Cato oder Maybritt Illner ("Bleiben Sie heiter, irgendwie!") heißt, muss ohne eine standardisierte Schlussformel auskommen. Der Schluss einer Rede ist aber wichtig, weil er den Eindruck prägt, den der Redner hinterlässt. Ähnlich wie am Anfang ist die Aufmerksamkeit des Zuhörers am Ende besonders groß - egal ob er es aus Langeweile herbeisehnt oder ob er es fürchtet, weil er vom Redner und seinem fesselnden Stoff gar nicht genug bekommen kann.

Der Schluss rundet den Spannungsbogen einer Rede ab. Der Redner ist ja kein Lehrer, der am Ende der Unterrichtsstunde aus vollem Lauf auf Null bremst und seinen Schülern sagen kann: "In de nächsten Stunde fahren wir fort!" Eine Rede ist auch kein Stück Fortsetzungsroman, wo der Cliffhanger seinen Platz hat: Das Ende kommt plötzlich, wenn es gerade besonders heiß hergeht: Die Eine Rede muss eine Statik haben, sonst kommt sie aus dem Gleichgewicht wie ein falsch beladenes Fuhrwerk. Und die Statik sollte der Zuhörer spüren können: Jetzt nimmt der Redner Anlauf; jetzt ist er mittendrin; jetzt geht er auf das Ende zu!

Bei einem längeren Vortrag bietet sich an, zum Schluss die wichtigsten Punkte noch einmal kurz und einprägsam zusammen zu fassen ("Halten wir noch einmal die drei wichtigsten Punkte fest..."). Ein Grußwort endet passabel mit guten, möglichst konkreten Wünschen ("Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Jubiläumstag und vor allem bald wieder bessere Umsätze..."). Eine Führungs- oder Motivationsrede könnte mit einem Appell abschließen ("Das Wichtigste ist jetzt, dass jeder..."). Ein harter, womöglich strittiger Inhalt lässt sich mit einem besinnlichen, übergreifenden Gedanken versöhnlich abrunden ("Jetzt habe ich ausführlich dargestellt, was uns trennt. Es gibt aber auch Verbindendes..."), ein trockener Stoff mit einem Witz. (Zu Chancen und Risiken des Witzes in der Rede bei anderer Gelegenheit mehr!)

Es gibt tausend Möglichkeiten, einer Rede passend zu schließen. Ein Patentrezept gibt es leider nicht. Das Wichtigste ist, dass die Rede überhaupt einen deutlichen Schluss hat und sich nicht einfach so davon schleicht. Auch für das Redenschreiben ist auf das Alte Testament, Buch Jesus Sirach 7,36 zu verweisen: "Was du auch tust, bedenke das Ende."